Frédéric Jaeger
Betrugs-prozess Filmproduzent Felix Vossen verprasste 40 Millionen Euro fremdes Geld
Er war Filmproduzent, Finanzmakler, Playboy und so vertrauenswürdig, dass fremde Leute ihm Millionen gaben: Mehr als ein Jahrzehnt lebte Felix Vossen (43) aus Gütersloh mit dem Geld auf großem Fuß, dann brach das Kartenhaus zusammen. Der Sohn aus reichem Hause, Enkel des Textilfabrikanten Burghardt Vossen, soll Eltern und Freunde um mehr als 40 Millionen Euro gebracht haben.
Am Mittwoch findet in Zürich der Prozess statt. Das Urteil wird am selben Tag erwartet. Der Angeklagte sei „weitgehend geständig“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Corinne Bouvard, der Deutschen Presse-Agentur. Vossens Anwalt Reto Steinmann wollte sich vor dem Prozess nicht äußern.
Geschichte einer Hochstapelei
Die schillernde Geschichte des Felix Vossen: Was sich wie eine Fortsetzung von Thomas Manns Geschichte über den Hochstapler Felix Krull oder des 50er-Jahre-Films „Peter Voss, der Millionendieb“ anhört, ist für die Opfer bittere Realität. Jahrelang war Vossen im Jetset auf der Überholspur unterwegs, er war an Filmproduktionen beteiligt, posierte mit seinem Siegerlächeln 2012 als Produzent auf der Berlinale. Da sollen seine krummen Geschäfte schon auf Hochtouren gelaufen sein, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.
Der ledige Lebemann mit Wohnsitz in Zürich und London und Freunden in aller Welt war wohl seit 2003 mit seinen dubiosen Machenschaften am Werk. Die Anklage, 51 Seiten lang: Betrug, Urkundenfälschung und Geldwäsche. Vossens Großvater Burghardt wurde mit Frottierhandtüchern reich und schuf als erster Bademäntel aus dem Material. Udo Jürgens gab seine Konzertzugaben stets in weißen Vossen-Bademänteln.
Von den Eltern stammten Felix Vossens erste Millionen. Traumrenditen versprach der Spross, alles von der Finanzaufsicht kontrolliert, versicherte er. „Durch seine Täuschungshandlungen errichtete der Beschuldigte ein Lügengebäude, das aus raffiniert aufeinander abgestimmten und hinterhältigen Lügen bestand“, heißt es darin. „Weiter wendete der Beschuldigte besondere Machenschaften an, indem er namentlich unwahre Konto- bzw. Depotauszüge sowie E-Mails und Briefe im Namen fiktiver Mitarbeiter erstellte und versandte.“ Auch seine Eltern betrog er mit solchen gefälschten Schreiben.
Anlegern Traumrendite versprochen
Ein Ponzi-System nennen die Ankläger Vossens Masche, benannt nach dem Italiener Charles Ponzi, der vor 100 Jahren als einer der größten Betrüger in die US-Geschichte einging. Er versprach Anlegern Traumrenditen, gab das Geld aber in Wirklichkeit aus und zahlte ihnen Gewinne mit den Einlagen neuer Kunden. Bis das Ganze aufflog.
Bei Vossen passierte das laut Anklage im Frühjahr 2015. Die Anleger standen demnach mit mehr als 40 Millionen Euro Einlagen in Vossens Büchern – aber nur auf dem Papier. Das Geld war weg. Vossen flog von London nach Zürich und seine Spur verlor sich zunächst. „Ich habe viele enttäuscht, es tut mir sehr leid“, soll er noch an seine Ex-Freundin gesimst haben.
Vossens Finanzimperium war erlogen
Als den Geprellten aufging, dass Vossens Finanzimperium erlogen war, erstatteten sie Anzeige. Die Schweizer ermittelten, stellten einen internationalen Haftbefehl aus und Vossen ging bei einer Routinepolizeikontrolle in Spanien ein Jahr später ins Netz. Seitdem sitzt er im Züricher Flughafengefängnis. Die Polizei beschlagnahmte viele Ordner, ein paar Smartphones und knapp 100.000 Euro.
Die Staatsanwaltschaft hat sechs Jahre und zehn Monate Haft gefordert. Für Vossen ist die Strafverfolgung damit noch nicht erledigt: Bei der Festnahme hatte er Kokain dabei und gefälschte Ausweise. Dafür will die spanische Polizei ihn noch belangen. (dpa)